Dienstag, 27. Dezember 2005:  In den Höhlen von Pindaya ...
 
Die Nacht war ungemütlich - eiskalt - und ich bin nicht wirklich ausgeschlafen, als der Wecker kurz vor sechs klingelt. Draußen ist es noch dunkel, als ich zum Frühstück gehe. Das Buffet bietet nicht viel Auswahl, aber es reicht, um satt zu werden. Punkt sieben ist das Boot da. Ich habe mich gut verpackt, denn es ist jetzt bitterkalt auf dem See. Bei der Einfahrt in den Hauptkanal kommt noch Nieselregen hinzu. Wieder leistet der Schirm des Bootsführers gute Dienste.
  
Die Wolken hängen tief, als ich mich auf den Weg nach Pindaya mache. Mein Fahrer steht mit dem Wagen am Anleger. Er ist heute etwas gesprächiger und erzählt mir, dass er 'Bayern München Fan' sei und dass ihm der Spieler Michael Ballack am besten gefalle. Wie ich schon an vielen anderen Orten in Asien feststellen konnte, zehrt auch hier der deutsche Fußball vom Ruhm vergangener Tage.
Es geht hinauf in die Berge. Dichter Nebel lastet schwer auf den Hängen. Dann, auf der anderen Seite, ist plötzlich die Sonne da, die Wolken wie weggeblasen. Eine grüne, fast lieblich anmutende Landschaft, die ein wenig an Teile Südindiens erinnert, tut sich auf.
 
Der Zustand der Straße ist nur selten gut; meist reiht sich Schlagloch an Schlagloch. Der Fahrer fährt aber sehr umsichtig und vermeidet alles, was die Fahrt unbequem machen könnte. So kommen wir auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 40-50 km/h. Überhaupt wird sehr rücksichtsvoll gefahren: keine Drängelei und die Hupe wird auch nur dann kurz angetippt, wenn jemand das Auto augenscheinlich nicht bemerkt hat.
 
Am Straßenrand wachsen riesige Stauden - Weihnachtssterne (die hier übrigens genauso heißen) mit leuchtend roten Blüten. Die Strecke bis Pindaya zieht sich hin. Von Heho sind es gut zwei Stunden. Aber es herrscht wenig Verkehr. Überwiegend Ochsengespanne und von Zeit zu Zeit ein Pick-up. Selten nur ein privater PKW und das sind dann meistens Touristen wie ich.
 
Die berühmten Höhlen von Pindaya faszinieren mit Hunderten von Buddhastatuen. Es ist nicht viel los, ein paar Ausländer, ein paar Einheimische, das ist alles. Nach einer guten Stunde machen wir uns auf den Rückweg, die gleiche Strecke zurück bis Heho. Das Wetter ist jetzt herrlich und sommerlich warm. Wie schön muss der See jetzt sein ...
 
Das Einchecken in Heho dauert nur eine Minute. Die Groundhostess sagt, der Flug könne sich um 30 Minuten verspäten, da das Wetter so schlecht gewesen sei. In der kleinen Wartehalle des Flughafens stinkt es penetrant aus den offenen Toilettentüren. Kein Genuss also, hier anderthalb Stunden warten zu müssen. Der Flug nach Mandalay ist ein Hüpfer von nur 30 Minuten. Neben mir sitzt ein Engländer aus der Gegend von Winchester, aber unsere Unterhaltung verläuft etwas schleppend, weil ich Probleme mit dem Druckausgleich habe und deshalb schlecht höre.
 
In Mandalay steht mein Auto schon bereit. Der Fahrer ist nett und gefällig. Er lacht viel und spricht und versteht leidlich gut Englisch. Der Empfang im Hotel ist überaus freundlich. Der Zimmerschlüssel wird mit einem Glas Sekt und einem feuchten Handtuch auf einem Silbertablett überreicht, während sich der Bellboy um mein Gepäck kümmert und ich mit dem Fahrer die Details für den kommenden Tag bespreche. Auf dem Zimmer finde ich ein große Schale Obst mit einem freundlichen Schreiben der Hoteldirektion. So etwas habe ich zuletzt vor etwa 15 Jahren im Shepherds Hotel in Kairo erlebt - eine wirklich nette Geste, die leider immer seltener wird. Das Zimmer ist geräumig und tiptop, auch wenn das gesamte Ambiente eher Mittelklasse ist.
 
Beim Abendessen treffe ich ein deutsches Ehepaar, das schon seit zwei Tagen in Mandalay ist. Wir unterhalten uns von Tisch zu Tisch, bis es uns zu unbequem wird und wir uns zusammensetzen. Sie werden morgen das Boot nach Bagan nehmen. Zuvor erzählen sie mir noch von ihrer Fahrt zum 'Goldenen Felsen' und raten mir dringend, statt des Koffers nur eine kleine Tasche mit dem Allernötigsten dorthin mitzunehmen - ein Tipp, der sich später als ausgesprochen nützlich erweisen wird. Außerdem empfehlen sie mir ein Restaurant, das nur wenige Gehminuten vom Hotel entfernt liegt und das ich am Abend darauf aufsuchen werde. Schon jetzt sei verraten - eine gute Adresse. Sie verabschieden sich zeitig, denn ihr Boot geht bereits um fünf Uhr in der Früh. Weil das Schiff für die Touristen nur an bestimmten Wochentagen fährt, sind sie auf die frühe einheimische Fähre angewiesen, die zwar wenig komfortabel ist, dafür jedoch sicher viele interessante Beobachtungsmöglichkeiten bietet.
  
Nach dem Essen laufe ich noch eine Runde um den Block und schaue kurz im benachbarten Sedonia Hotel vorbei, das als erste Adresse in Mandalay gilt und seinen guten Ruf auf das Angenehmste bestätigt.
    

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