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Freitag, 6. Januar 2006: Ein 'fauler' Tag in Rangoon und das Ende
einer faszinierenden Reise ...
Der
letzte Tag der Reise ist eigentlich ein Tag ohne Programm. Da der Flug
erst um 19.45 Uhr geht, habe ich praktisch einen ganzen Zusatztag in
Yangon gewonnen. Ich werde mich also einfach treiben lassen - in der
Chinatown und in der Altstadt - und die Atmosphäre dort genießen. Als der
Fahrer mich um zehn am Hotel abholt, ist es schon sehr warm. Bis zum
Nachmittag wird die Hitze dann fast unerträglich, so dass ich mich bei
meinem Bummel durch die geschäftigen Straßen Yangons stets auf der
schattigen Seite aufhalte (alte Tropenregel!) und mich nur im
Zeitlupentempo bewege. Es tut gut, einfach so und ohne irgendwelchen
'Besichtigungsdruck' zu bummeln und das Leben auf und neben der Straße zu
beobachten. In der Altstadt von Yangon ist noch viel koloniale Substanz
vorhanden, aber es bröckelt an allen Ecken und Enden und es ist wohl nur
eine Frage der Zeit, wann die Relikte aus der englischen Kolonialepoche
endgültig verschwunden sein werden.
Ich
bin auf der Suche nach einer kleinen Holzschnitzerei ähnlich der, die ich
vor Jahren aus Vietnam mitgebracht habe. Aber es ist gar nicht so einfach,
zwischen all dem Ramsch, der angeboten wird, etwas einigermaßen Hübsches
zu finden. Mein Fahrer hat mich zu den Läden am 'Liegenden Buddha'
gefahren, weil er meint, dort sei die beste Auswahl. Ich habe ihn ein
wenig in Verdacht, dass er dort Provision bekommt, weil er immer wieder
betont, dass es dort am günstigsten sei. 'Nein', antwortet er auf meine
Frage, 'im Scott Marktet sei es sehr teuer, dort würde er mir nicht
empfehlen zu kaufen'. Tatsächlich werde ich aber später genau dort fündig
und das auch noch zu einem angemessenen Preis. Keine große Kunst
sicherlich, aber die nette Reproduktion einer alten Statue aus Holz, wie
man sie nicht an jeder Straßenecke findet. Als ich dem Fahrer später davon
berichte, verzieht er keine Miene. Vielleicht habe ich ihm ja Unrecht
getan, als ich ihn der Provisionshascherei verdächtigte ...
Am
Nachmittag gehe ich noch ins Nationalmuseum, das vom Hotel nur einen
Straßenzug weit entfernt ist. Mit 5 Dollar ist der Eintritt relativ teuer.
Die Einheimischen zahlen nichts. Aber so ist es überall im Land: die
Ausländer zahlen und das natürlich in harter Währung. Die
Ausstellungsstücke sind aber durchaus das Geld wert, auch wenn die Art der
Präsentation lieblos und vorsintflutlich wirkt: düstere Räume und Vitrinen
ohne Beleuchtung und keine oder nur mangelhafte Beschriftung. Am Eingang
nimmt mich sofort eine deutschsprachige Führerin in Beschlag. Man lässt
die ausländischen Besucher offenbar nur ungern allein herumgehen, und sie
ist fast tödlich beleidigt, als ich ihre Begleitung ablehne. Aber ich habe
einfach keine Lust auf stundenlange Erklärungen vor jedem Steinchen,
sondern möchte mir nur einen Überblick verschaffen und mir die
'Highlights' der Ausstellung anschauen. Zu denen gehört zweifelsohne der
berühmte 'Löwenthron' aus dem Palast von Mandalay, den die Engländer
mitnahmen, den Lord Mountbatten aber später dem Land zurückgab - eine
verdienstvolle Geste, wie ich meine.
Um halb vier bin ich wieder im Hotel und genieße die letzte Dusche. Ich
kann das Zimmer ohne Aufschlag bis zum Abend behalten, ein Vorzug, den ich
nur von Hotels in Asien kenne. Das Zimmermädchen kommt und möchte trotzdem
noch einmal die Handtücher wechseln. Ich halte das für reinen Luxus und
schicke sie weg, nicht ohne mich vorher bei ihr 'bedankt' zu haben.
Um fünf steht das Auto vor der Tür, und Herr U Than Win bringt mich zum
Flughafen. Ich stelle die kleine Reisetasche, die ich Tage zuvor in
Rangoon gekauft hatte, auf den Rücksitz und erkläre ihm, er solle sie für
seinen Sohn mitnehmen. Außerdem habe ich meine Sneaker der amerikanische
Marke DC hineingepackt (nachdem ich sie im Hotel mit großem Aufwand so
gereinigt habe, dass sie fast wie neu aussehen), auf die sein Sohn während
der Fahrt zum 'Goldenen Felsen' immer so begehrlich geschielt hatte, und
erkläre ihm, sie seien ebenfalls ein Geschenk für seinen Jungen. Herr U
Than Win bedankt sich überschwänglich und das, obwohl er sein persönliches
(wohl verdientes) Trinkgeld noch gar nicht bekommen hat.
Das Internationale Terminal von Yangon ist genauso eine Klitsche wie das
für die Inlandsflüge. Außer der Thai fliegt ohnehin keine Airline Yangon
direkt an. Die 'Dutyfree Shopping Mall' ist ein Witz, aber das Einchecken
geht gewohnt zügig und auch die weiteren Kontrollen verlaufen ohne
Probleme. In der kleinen Abflughalle ist es warm und stickig. Der Flieger
hat eine halbe Stunde Verspätung, aber das macht nichts, da ich in Bangkok
ohnehin zwei Stunden auf den Anschlussflug warten muss.
Auf dem Langstreckenflug habe ich einen Platz mit viel Beinfreiheit in
der ersten Reihe gebucht, aber diesen Komfort werde ich teuer bezahlen:
der vordere Teil der Maschine wird von der Klimaanlage derart stark
heruntergekühlt, dass die Leute elf Stunden lang vor Kälte zittern. Ich
auch und deshalb beschwere ich mich mehrmals. Aber die Crew unternimmt
nichts und sagt nur, das läge halt an der Maschine und da könne man nichts
machen. Als es mir dann zu bunt wird, gehe ich durch den geschlossenen
Vorhang in die Businessklasse. Dort ist es nicht ganz so kalt, und die
Besatzung unternimmt nichts gegen mich, als ich mich häuslich niederlasse,
wahrscheinlich, weil ich so böse gucke ... Trotzdem bin ich nach der
Landung in Frankfurt total durchgefroren. Mein Fazit: Thai Airways, nein
danke!
Nochmals drei Stunden Wartezeit auf den Lufthansa-Anschluss nach
Düsseldorf. Die Flugverbindung der Star-Alliance ist wirklich eine
Katastrophe! Ich sitze fast genauso lange auf den Flughäfen herum, wie ich
in der Luft bin.
In
Düsseldorf meint der Taxifahrer dann, er müsse unverschämt werden, nur
weil die Fahrt nicht bis in die Stadt, sondern zu meinem Wagen geht, der 5
Autobahnminuten vom Flughafen entfernt geparkt ist. Da verliere ich
endgültig die Beherrschung und sage ihm, wenn ihm das nicht passe, solle
er mich aussteigen lassen oder aber den Mund halten!
Was für ein Empfang in Deutschland nach 14 Tagen unter einmalig
freundlichen Menschen in Burma. Warum kann ich nicht einfach zurückfliegen
...?
Ein Fazit: Welch Faszinosum, dieses Burma. Geheimnisvolles Land mit
liebenswerten Menschen und einer unendlichen Vielfalt an kulturellen
Schätzen aus seiner Vergangenheit, die zugleich unverzichtbarer
Bestandteil seiner lebendigen Gegenwart sind ...
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